Gleich und Gleich

Die Briten haben ein Sprichwort, das aussagt, dass Vögel mit den gleichen Federn gerne zusammenhocken. Das klingt ähnlich wie „Gleich und Gleich gesellt sich gerne “ , zielt aber stärker auf die soziale Herkunft ab.

Was ist mit „Gleich und Gleich“ wirklich gemeint?

Die Psychologie sagt: Menschen mit ähnlichen Persönlichkeitseigenschaften. Die Soziologen sagen: Menschen ähnlicher Herkunft oder mit ähnlichen Lebenserfahrungen. Letztlich sagen die Ökonomen: Aus den Eigenschaften und Absichten beider muss mehr entstehen, als beide einzeln leisten könnten.

Die Theorien zur “Gleich und Gleich”

Aus der Sicht der Soziologie ist „Gleichheit“ der Standard, weil es wesentlich wahrscheinlicher ist, dass sich ein Paar im gleichen Milieu kennenlernt als dass beide aus unterschiedlichen Umgebungen stammen. Die Soziologen benutzen dafür auch den Ausdruck „Homogamie“.

In der Psychologie wird Gleichheit anders verstanden, aber auch als „Standard“ bezeichnet. Behauptet wird, dass Personen dann zusammen passen würden, wenn alle oder jedenfalls ein großer Teil der Persönlichkeitsmerkmale übereinstimmen würden. Diese These wird jedoch kaum von jenen geteilt, die „vor Ort“ Paartherapie anbieten. Der Grund liegt auf der Hand: Bevor wir überhaupt sagen können, ob wir „zwei Gleiche“ sind, benötigen wir eine Vorstellung davon, in was wir „gleich sein“ wollen. Sodann müssten wir uns fragen, welchen Vorteil es hat, „in etwas“ gleich zu sein. Und insbesondere als „junges Paar“ solltet ihr euch fragen, ob das immer so bleiben soll.

Ich will dazu nur ein Beispiel sagen: Junge Menschen werden allenthalben nach ihrem „Musikgeschmack“ gefragt. Doch ist der wirklich so interessant für das Zusammenleben? Und wird er sich niemals verändern oder erweitern?

Dieses simple Beispiel mag zeigen: Was heute als „Übereinstimmung“ oder „Gleichheit“ gilt, kann sich schon morgen als völlig unwichtig erweisen.

Noch ein Wort zur „möglichst genauen Übereinstimmung“ oder zum „wirklich passenden Partner“, diesmal aus dem Mund des Eheberaters, Arztes und Psychologen Arnold Retzer:

„Je genauer unsere Vorstellungen sind, was wir mit dem Partner erreichen wollen, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, den falschen Partner zu haben“.

Lob der Vernunftehe, Mainz 2009

Das Fazit

Gleich sein ist eine Utopie – man kann dem anderen aber in vielen Punkten „ähnlich“ sein. Ob sich dies für das Eheglück auszahlt, ist unbewiesen. Dennoch entstehen die meisten Beziehungen aus einer gewissen sozialen Gleichheit, weil es wahrscheinlicher ist, Menschen im gleichen sozialen Milieu kennenzulernen. Daran hat auch Online-Dating nichts Wesentliches verändert.

Daumenregel: Gleich zu sein oder jedenfalls ähnlich zu sein, ist von Vorteil, weil sich die Umgebung nicht wesentlich verändert, wenn man die Ehe oder Beziehung eingeht. Man „kennt sich bereits aus“, denn die äußeren sozialen und kulturellen Bedingungen ändern sich durch die Bindung nicht. Statt eines ähnlichen sozialen Milieus kann auch ein ähnliches Berufsumfeld zur „Gleichheit“ beitragen. Besonders junge Leute bauen auf den „gleichen“ Erfahrungshintergrund. Ob die „Persönlichkeit“ als gleich oder „ähnlich“ empfunden wird, ist eine Frage der Interpretation.

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