Schmerz und Lust

sinnliche strenge
Schläge – Sehnsucht oder Fluch?

Wurden dir schon einmal Schmerzen zugefügt, egal von wem, wo und aus welchem Anlass? Vermutlich geschah das irgendwann einmal. Ob willentlich oder zufällig – die Vorgänge sind immer gleich.

Zuerst will ich euch erklären, wie der Schmerz entsteht. Wir haben ja überall im Körper Nervenfasern, die auf Druck, Dehnung oder auch Schläge reagieren.

Die Aufgabe der Signalgeber – über die Nervenfasern

Doch das ist erst der Anfang, denn die Nervenfasern selber können nichts anders, als Signale abgeben. Die werden nun über das Rückenmark an das Gehirn weitergeleitet. Aus Gründen, die ich hier nicht näher erläutern will, dauert es einige Zeit, bis diese Impulse im Gehirn ankommen. Erst, wenn der Schmerzreiz tatsächlich zum Gehirn vordringt, spüren wir ihn.

Schnell den Schmerz ans Gehirn melden – oder lieber langsam?

Oft wird die Frage gestellt, wie lange das dauert, und die Wissenschaft hat zwei Wege herausgefunden: Der erste Schmerzimpuls wird auf einem „Schnellweg“ übertragen, und zwar mit einer Geschwindigkeit von 120 Metern in der Sekunde. Das empfinden wir als „sofort“. Intensiver, aber auch ungenauer ist der zweite Weg, auf dem Schmerzen mit etwa zwei Metern pro Sekunde übertragen werden.

Das kling nach hohen Geschwindigkeiten, doch wir erkennen aus diesen Zahlen, dass der Schmerz uns zwei Mal heimsucht: das erste Mal nach einem Bruchteil einer Sekunde, das zweite Mal aber durchaus erst nach einer ganzen Sekunde.

Das Gehirn untersucht den Schmerz – und entscheidet

Bisher haben wir davon geredet, was sozusagen „automatisch“ als „Notfallreaktion“ abläuft. Doch ganz so einfach macht es sich das Gehirn nicht. Es vergleicht die gegenwärtige Situation mit allen bekannten Situationen und entscheidet dann, ob der Schmerz „bekannt“ ist oder neu und völlig unbekannt. Bei bekannten Schmerzen kommen durchaus Erinnerungen auf, die dann auch an das Bewusstsein gelangen.

Nun entscheidet sich, ob wir den Schmerz „aushalten“, ihn zeigen, zum Beispiel indem sich der Körper „aufbäumt“ oder ob wir den Schmerz erwarten und gar ersehnen. Der „süße Schmerz“ war lange Zeit ein beliebtes Wort, um die „Ergriffenheit“ aber auch die Unterwerfung zu beschreiben, wie etwa hier (Louise Ashton):

Unglücklich war ich, als ich Herrin war,
Und spielte stolz mit Wünschen und mit Trieben;
Doch Glück umfängt mich süß und wunderbar,
Seit ich die ganze Seele ihm verschrieben.

Wärme, Belohnung und Schmerz

Neue Forschungen zeigen, dass sich im Gehirn noch etwas anderes abspielt: Das Schmerzempfinden und das Belohnungssystem liegen örtlich nahe beieinander. Bisher nahm man an, dass beide nicht miteinander in Verbindung stehen. Doch wie es scheint, melden sich manche Empfindungen zuerst beim Belohnungszentrum des Gehirns an, bevor sie als Schmerzen wahrgenommen werden.

Erwähnen will ich noch, dass es sich dabei im Experiment um zunächst offenbar angenehme, dann später aber durchaus schmerzhafte Wärmeempfindungen handelte. Der Schmerzliebhaber scheint ähnlich zu empfinden. Sei es durch leichte, stimulierende Handschläge oder durch verstärkte Durchblutung des Gesäßes und der Genitalien, die ja auch zunächst als sehr sinnlich und angenehm empfunden werden.

Was deine Gedanken umtreibt – das weißt nur du

Letztlich zeigt sich, dass wir zwar viel über die körperlichen Vorgänge rund um den Schmerz wissen, aber wenig um die mentalen, psychischen oder geistigen Folgen des Schmerzes. Selbst, wenn wir das „Psychische“ als minder wichtig ansehen, bleibt da noch der Geist. Er konstruiert Zusammenhänge, die höchst individuell sind und sich kaum untersuchen lassen.

Wenn ihr an diesem Thema interessiert seid – dann will ich gerne noch mehr darüber schreiben. Meine Materialsammlung reicht von Geschichten aus dem viktorianischen England bis hin zur Jetztzeit. Und was für einen Menschen plüschig oder nostalgisch wirken mag, ist für einen anderen Menschen brennende Realität.

Hinweise: Ein Teil dieses Artikels wurde bereits in der Liebeszeitung veröffentlicht – diese Version ist ausführlicher.

Quellennachweise:

https://www.gedichte7.de/harmonie.html

https://mein.sanofi.de/themen/schmerz/schmerzentstehung-und-schmerzweiterleitung

https://www.apotheken.de/therapie/schmerztherapie/4728-wie-schmerzen-entstehen

https://www.spektrum.de/news/schmerz-kitzelt-das-belohnungszentrum/584269

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