Liebe und Kommunikation

Kommunikation, nonverbal

Während unglaublich viele Autoren über „Die Liebe“ schreiben, hat kaum jemand das Thema „Liebe und Kommunikation“ behandelt. Es mag daran liegen, dass bei diesem Thema relativ komplizierte technische Prozesse ablaufen, die den psychologisch, psychiatrisch oder soziologisch vorgehenden Autoren fremd sind. Es mag aber auch sein, dass sie ihrem Publikum nicht zumuten wollen, darüber zu schreiben. Auch ich kann euch hier nur einen winzigen Einblick geben in die große Welt des „Seins und Bewusstseins“ durch Kommunikation.

Zwei Arten der Kommunikation im Grundsatz

Zunächst einmal gibt es zwei Arten der menschlichen Kommunikation, die man allgemein wohl als „verbal“ und „nonverbal“ nennt, die aber besser als „Digital“ und „Analog“ bezeichnet würden.

Analog, nonverbal oder „ohne Worte“

Demnach ist „Nonverbal“ (analog) die Art von Kommunikation, über die ohne gesprochene oder geschriebene Sätze Informationen ausgetauscht werden – vor allem so gut wie alle Gefühle, die wir dem Mitmenschen sofort zeigen wollen oder gar müssen. Diese Art der Kommunikation kann unter Menschen nicht verhindert werden (1). Typische Arten dieser Kommunikation sind die Körperhaltung, die Gestik und die Mimik. Was nun die Liebe betrifft, ist das Flirtverhalten ohne Worte besonders wichtig.  

Digital, verbal oder „in Sprache übermittelt“

Verbal (oder digital) stehen hingegen diejenigen Informationen, die wir als „Nachrichten“ miteinander austauschen – was nicht bedeutet, dass sie „keine Gefühle“ enthalten oder übermitteln können. Diese Kommunikation hat eigene Regeln – und sie kann gegebenenfalls sogar im Widerspruch zu der „analogen Kommunikation“ stehen.

So weit, so einfach. Die Realität ist wesentlich komplexer. Denn die Botschaften, die wir vermitteln wollen, sind oft „redundant“, auf Deutsch „vieldeutig“, „mehrdeutig“ oder „breit angelegt“.

Details von Fachleuten

Soweit stimmen fast alle Fachleute für Kommunikation miteinander überein. Die Frage der „Klärung“ solcher Informationen hingegen ist ein Spezialgebiet, das nur wenige Menschen verstehen. In Deutschland gilt Friedemann Schulz von Thun als bedeutendster Experte auf diesem Gebiet. In seinem Buch „Miteinander Reden“ schreibt er im Leitkapitel „Die Anatomie einer Nachricht“:

Die Anatomie der Nachricht und das Verstehen

Da ist ein Sender, der etwas mitteilen möchte. Er verschlüsselt sein Anliegen in erkennbare Zeichen – … eine Nachricht. Dem Empfänger obliegt es, dieses wahrnehmbare Gebilde zu entschlüsseln.

Schulz von Thun

Nimm mal an, du wärest der Empfänger. Dann gilt:

  • Du verstehst einen Teil dessen, was der Sender dir übermittelt, so, wie er es auch versteht.
  • Einen anderen Teil verstehst du nicht, weil dir der Sinn fremd ist oder befremdlich erscheint.
  • Du willst aber nichts „Unvollständiges“ hören, und also ergänzt du aus deinem Erfahrungswissen, was du glaubst, dass der andere gemeint hat.

Das ist nichts wirklich Besonderes und im Grunde nicht einmal eine Gefahr. Die Gefahr tritt erst auf, wenn du das Bild, das dabei entsteht, ungeprüft weiter verwendest, statt zu klären, was du wirklich verstanden hast.

Die Kommunikation der Liebe: Flirt als Beispiel

Übertriebene, gewollte Flirtpose nach einem Foto

Der erste Schritt in der „Sprache der Liebe“ ist der Flirt. Er ist Frauen angeboren, und sie erreichen auch ohne Training eine enorme Meisterschaft darin. Nur wenige Frauen über das Flirtverhalten ein, um damit Männer manipulieren zu können. Ein deutlich höherer Prozentanteil der Frauen ist sich bewusst, Flirtsignale auszusenden. Und ein großer Teil tut dies tatsächlich unbewusst. Das stelle ich noch einmal so dar:

  1. Es ist unmöglich, nicht zu kommunizieren.
  2. Flirten ist Kommunikation. Es ist möglich, zu kommunizieren, ohne, dass es dir bewusst wird.
  3. Möglich ist auch, dass du dir voll bewusst bist, jetzt zu flirten, obwohl du Flirtsignale nicht gezielt einsetzt. Du nutzt einfach deine natürlichen, unkontrollierten Fähigkeiten.
  4. Wenn du Flirtsignale bewusst und gezielt einsetzt, verlässt du das Feld der unbewusst wirksamen Kommunikation.
  5. Der Empfänger (hier der Mann) kann auf deine Signale unterschiedlich verarbeiten – das folgt jetzt.

Ein Mann, der von einer Frau beflirtet wird, kann nicht „nicht kommunizieren“. Er kann aber anders handeln, als du es erwartest:

  • Er sieht, wie du ihn beflirtest, obgleich du es nicht bewusst bemerkst. Er kann darauf positiv reagieren, also „anbeißen“. Du kannst dann versuchen, ihm zu erklären, dass du gar nicht kommuniziert (geflirtet) hast.
  • Er sieht, dass du ihn beflirtest – und es ist dir so bewusst wie ihm. Nun kannst du den Flirt durch Annäherung und Ansprache fortsetzen.
  • Er kann deine Körpersprache nicht lesen, weil er sie nicht versteht. Das kommt ziemlich oft vor, weil wir die Körpersprache nicht mehr so dringend brauchen wie die anderen Primaten. Da hilft nur, miteinander auf andere Art ins Gespräch zu kommen.
  • Er missversteht deine Körpersprache als Aufforderung, die du vielleicht aus bloßer Lebenslust in die Welt sendest. Typisch dafür sind bestimmte Formen des Lächelns.

Wird Kommunikation vergessen?

Dies ist ein winziges Beispiel aus dem großen Katalog von Körpersprache, Verständnis und Missverständnis. Selbst Wissenschaftler scheiterten (und scheitern immer noch) daran, die „überlagerte“ Körpersprache zu verstehen … und die rein verbale Sprache? Sie ist noch komplizierter, weil wir den Worten Bedeutungen zuweisen, die nicht für alle Menschen zutreffen. Und das Wissen um die Kommunikation verfällt, weil wir dem Prinzip der „Rückkoppelung“ und anderen nachrichtentechnischen und kybernetischen Erkenntnissen so wenig Aufmerksamkeit widmen.

Literatur: (1) Watzlawick, Beavin und Jackson: „Menschliche Kommunikation“ (Grundlagenwerk) zuerst erscheinen 1967, gegenwärtig in 12. Auflage. Zitat aus: Schulz von Thun, „Miteinander Reden“, Reinbek 1981.

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