Humpty Dumpty und was ein Wort bedeutet

liebe – das wort gehört nicht den mächtigen

Der britische Autor Lewis Carroll (1) war alles andere als „nur“ ein Kinderbuchautor – er kritisierte vorgebliche wissenschaftliche und andere selbst ernannte Eliten scharf. „Humpty Dumpty“, eigentlich eine eher banale Kinderlieder-Figur, wurde in seinem Buch „Alice hinter den Spiegeln“ zu einem typischen Vertreter der rechthaberischen Kollegen des Autors -wenngleich dies nicht völlig beweisbar ist. (2)

Weltberühmt wurde der Dialog zwischen der „kleinen Alice“, die Carroll „hinter den Spiegeln“ in eine verwirrende Welt schickt, und dem vor Arroganz triefenden Humpty Dumpty (3):

„Wenn ich ein Wort verwende“, sagte Humpty Dumpty in einem verächtlichen Ton, „dann heißt dies, das es genau das bedeutet, was ich dazu beschlossen habe – nicht mehr und nicht weniger.“

„Die Frage ist“, sagte Alice, „ob man Wörtern eine so unterschiedliche Bedeutung geben kann.“

„Die Frage ist“, sagte Humpty Dumpty, „wer der Mächtigere ist – das ist alles.“

Alice hinter den Spiegeln

Keine Frage – das ist bis heute so geblieben, ja, es wurde mit der Wissenschaftsgläubigkeit, wie wir sie im 20. Jahrhundert kennengelernt haben, noch schlimmer. Seither werden die Wörter und Begriffe, die wir für das benutzen, was wir kennen und erleben, von der Wissenschaft umdefiniert. Und sie – also die Wissenschaft – erwartet, dass wir sie so benutzen, wie sie es uns vorschreibt.

Ohne jeden Zweifel ist „Liebe“ so ein Wort.

Der englische Text im Original:

When I use a word,’ Humpty Dumpty said in rather a scornful tone, `it means just what I choose it to mean — neither more nor less.’

`The question is,’ said Alice, `whether you can make words mean so many different things.’

`The question is,’ said Humpty Dumpty, `which is to be master – – that’s all.’

  1. Lewis Carroll (bürgerlich Charles Lutwidge Dodgson, war eigentlich Mathematiker)
  2. Humpty Dumpty soll dem “Eisenbahnkönig”  George Hudson nachempfunden sein, was  für mich nicht sehr wahrscheinlich klingt.
  3. Es gibt mehrerer Übersetzungen. Literarisch besonders wertvoll ist die von Christian Enzensberger, die hier nicht verwendet wurde)
  4. Das Bild erschien 1899 in der “Jugend”. Ich konnte den Künstler nicht ermitteln.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.