Was wir über die Liebe ganz sicher wissen

Liebe schlürfen – Liebe definieren

Etwas wissen wir über die Liebe ganz sicher: Wir wissen irgendetwas etwas über sie. Jedenfalls sind wir uns sicher, etwas über sie zu wissen.

Etwas erfahren zu haben, etwas als sicher anzunehmen, heißt aber nicht „wissen“. Denn im Grunde genommen „wissen“ wir nur, war wir am eignen Leib und in der eigenen Psyche erfahren haben. Wir ahnen, dass andere „etwas Ähnliches“ erfahren haben, aber ganz sicher können wir uns nicht sein. Paare versichern sich ständig, dass sie „einander lieben“ und doch liebt jeder den anderen auf seine Weise.

Wenn ich wollte, könnte ich euch erklären, warum das so ist. Dazu wäre aber mehr Platz nötig, und ihr müsstet euch auf ein wenig „analoges Denken“ und seine Digitalisierung einlassen. Ich fürchte, ich würde euch damit langweilen.

Nur du weißt wirklich, was Liebe ist – für dich

Da zitiere ich lieber eine Liebesforscherin, die Sozialpsychologin Ellen S. Berscheid. Sie behauptet, dass es keine zwei Menschen auf dieser Erde gibt, die das Wort „Liebe“ in genau der gleichen Bedeutung verwenden, und spricht aus ihrem Erfahrungsschatz (1):

Selbst in einer einzigen Beziehung kann das Wort Liebe, jedes Mal, wenn es jemand verwendet, etwas anders heißen.

Ich bin geneigt, dem völlig zuzustimmen, denn kein Gehirnprozess, der analog steht, kann vollständig digitalisiert werden – und das heißt: Kein Gefühl kann verbal „objektiv“ übermittelt werden.

Die Ähnlichkeiten der Liebe

Was wir könne, ist lediglich, Ähnlichkeiten festzustellen. Und aus dieser Sicht können wir von „Sinnlicher Liebe“ sprechen (2). Oder von der Liebe, die uns als „Nähe“ geläufig ist und von der wir sagen: „Oh ja, ich habe Klaus oder Karin gerne um mich.“

Wir können das Wort Liebe mit dem „gemeinsamen Fühlen“ gleichsetzen, also mit dem Wunsch, so zu fühlen wie der andere, auch wenn dies mit Sicherheit ein utopisches Unterfangen ist. Die Grenze zwischen Wohlgefühl und Mitgefühl ist dabei fließend – und unsere Kommunikation geht dann überwiegend über die Körpersprache.   Dazu benötigen wir das Wort „Liebe“ nicht.

Die wahre Liebe ist auch nicht wahr

Die Liebe, die wir meinen, wenn wir von wundervollen Beziehungen sprechen, wird auch „wahre Liebe“ genannt, hat aber mit Wahrheit nichts zu tun, sondern mit der Freude an der Bindung. Da sagen die Paare schon mal zueinander: wie schön, dass es dich gibt.“

Liebe ist, was wir gerne hören würden

Ich habe noch einen etwas komplizierten Satz über die Kommunikation angefügt. Er geht von der simplen Tatsache aus, dass wir nicht das verinnerlichen, was der „Sender“ uns sagt, sondern das, was wir als „Empfänger“ davon verstanden haben. Ohne ins Detail gehen zu wollen, kann ich hier diese einfache Wahrheit verkünden:

Du hörst aus dem Wort „Liebe“ heraus, was du gerne möchtest. Wenn du selbst verliebt bist und dir der Andere nahe ist, dann ist Liebe für dich genau das, was du im Moment für den anderen empfindest. Ansonsten ist Liebe nur ein Wort mit vielen Bedeutungen.

(1) Ich entnahm das Zitat aus dem Buch “The Worls Book of Love”

(2) In englischsprachigen Ländern wir der Begriff “romantische Liebe” verwendet, der allerdings im Deutschen eine andere Bedeutung hat.

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