Passende und unpassende Partner

Unpassend und unglücklich – warum?

Das „Passen“ wird im Allgemeinen als „Vereinbar miteinander sein“ angesehen. Das Wort existiert schon lange und hat – neben anderen Bedeutungen – eben auch diese:

So zu sein, dass eins in das andere geht, sich genau fügt und schickt, damit es in Übereinstimmung … ist.

Nach Grimm, Wörterbuch

Das einfache Prinzip: Stände und Klassen

Indessen hat man ein Grundproblem, wenn man vom „Passen“ spricht: Das heutige Leben besteht aus einer Vielzahl von „unscharfen“ Wünschen, ja, sogar von zweifelhaften Realitäten. Das wer bei unseren Vorfahren nicht so – und zwar nicht nur „im 16. Jahrhundert“, sondern sogar noch im 20. Jahrhundert.

Um euch dies zu verdeutlichen, erlaube ich mir, meine Großmutter zu zitieren, die eine sehr konservative Frau war:

  • Der Arbeiter heiratet die Arbeitertochter,
  • Der Handwerker die Handwerkertochter und
  • Der Beamte die Beamtentochter.

Das Gemäße, das Angemessene, das Passende

Damit war die Sache mit dem „Passen“ besprochen: Man heiratete innerhalb seines Standes – etwas anderes war für sie undenkbar – und dieses Denken ist der eigentliche Grund, warum wir immer noch von einem „passenden“ Partner reden. Man möchten eben nichts „Unpassendes“, nichts „Ungemäßes“, nichts „Unangemessenes“ oder „Unschickliches“ … und das alles fassen wir zusammen: Wir wollen keinen „unpassenden“ Partner.

Womit wir nun immer noch nicht wissen, wer „passt“ und wer „unpassend“ ist.

Eine kleine Philosophie der Passung

Philosophisch gesehen, könnet man sagen: „Wir suche jemanden, der über eine ähnliche Wahrnehmung (oder eine ähnliche Sicht der Realität) verfügt.“  Dazu müssten wir aber Realitäten vergleichen können. Und um sie vergleichen zu können, müssen wir zunächst zugeben, dass es überhaupt mehrere Sichtweisen der Realität gibt.

Einfacher: Wir können uns fragen:

  • Wie sehe ich die Dinge? (Menschen, Gefühle, Umstände).
  • Wie sollte die Person sie sehen, die ich treffen will?
  • Welche Unterschiede erwarte ich oder lasse ich zu?

Nun sind wir einen großen Schritt vorangekommen.

Ich will dazu ein Beispiel versuchen:

  • Wenn deine Straße, dein Viertel, dein Kiez oder dein Dorf das Zentrum ist, du ausschließlich seine Sprache sprichst, und wenn du genau seine Grenzen kennst, dann liegt die nächste Stadt, das nächste Bundesland oder gar die nächste Nation „draußen“. Das ist deine Realität.
  • Wenn du in mehreren Ländern aufgewachsen bist, parallel mehrere Sprachen gelernt hast, und Grenzen oft überwunden hast, dann ist ein Teil der Welt für dich „drinnen“. Das ist mit Sicherheit eine andere Realität.

Das „Passen“ liegt also in der Sichtweise der Realität und wie du damit umgehst. Falls du beabsichtigst, für vier Jahre beruflich nach Ho-Chi-Minh-Stadt zu gehen und danach weitere Auslandsaufenthalte möglich sind, wirst du mit dieser Weltsicht niemanden begeistern, der seinen Stammtisch im Kiez oder das Kaffeekränzchen im Stadtcafé nicht aufgeben will.

Im Allgemeinen sind die Unterschiede in den Sichtweisen nicht so extrem. Und ich nehme dies zum Anlass, mich mit dem dritten Satz zu beschäftigen:

Welche Unterschiede erwarte ich oder lasse ich zu?

Es gibt durchaus Menschen, die Unterschiede in der „Passung“ erwarten. Ein Teil wünscht sich eine Ergänzung, ein anderer Teil will „mitgenommen“ werden. Beide Einstellungen bedeuten nicht das Gleiche – wir können dies später noch einmal erörtern.

Die Passung und die Anpassung

Wir müssen aber über „Anpassungen“ reden – ein Reizwort für heutige Menschen, vor allem aber für Frauen. Also reden wir lieber von „Veränderungen“, die ihr zulassen wollt. Veränderungen beinhalten Chancen, die wiederum Risiken bedeuten. Und Risiken können zu Gewinn und Verlust führen. Und – bitte schön, liebe Singles – Ehen, Beziehungen und sogar Affären sind immer Chancen, immer mit Risiko verbunden und sie wollen letztendlich einen Zugewinn an Glück bringen. Lohnt es sich, für einen großen Gewinn einen kleinen Verlust hinzunehmen?

Wenn ja – geht bitte bald eine Beziehung ein und probiert euer Glück.

Wenn nein – überlegt euch noch mal, warum ihr einen Partner wollt. Und falls ihr immer noch glaubt, die Psychologie hätte die Antworten auf eure Fragen – ich habe einige Dutzend Bücher und Internet-Beiträge durchforstet. Das Ergebnis ist niederschmetternd.

Zitat nach: Grimm, Wörterbuch der deutschen Sprache.

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